Mit Remote Viewing vermisste Personen finden
In steter Regelmäßigkeit werden wir Remote Viewer gefragt, ob wir bei der Suche nach vermissten Personen oder der Aufklärung von Verbrechen helfen können. Oft sind es verzweifelte Anfragen von Angehörigen, nachdem offizielle Ermittlungen zu keinem Ergebnis kommen. Es gibt auch solche, die sich empören: Wie könnte man denn als jemand, der über diese besondere Fähigkeit verfügt, sich erlauben, diese der Welt und der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit vorzuenthalten?
Zunächst einmal: Ja, wir sind als Remote Viewer grundsätzlich in der Lage, bei der Suche nach vermissten Personen, Gegenständen, oder der Aufklärung von Verbrechen zu helfen. Einige RV-Teams haben sich auch darauf spezialisiert. Aber das Wort Spezialisierung sagt es schon: es braucht eine Menge Übung und Erfahrung, sich in dieser besonderen Richtung („forensisches RV“) weiterzubilden.
Stärken und Schwächen der Methode
Vielfach spielen auch falsche Vorstellungen davon, was Remote Viewing ist, eine Rolle. Remote Viewing als Technik hat seine Stärken, aber auch seine Schwächen. Die liegen in der Natur der Methode begründet, zum Beispiel darin, dass es sich um eine beschreibende, keine benennende, Tätigkeit handelt [1].
Die Hollywood-Version von einem vollständigen „Video im Kopf“ eines Hellsehers hat mit der Remote-Viewing-Wirklichkeit nicht viele Gemeinsamkeiten. Die Daten, die wir erarbeiten können, sind beschreibend und fragmentarisch, keine vollständigen konsistenten Geschichten. Auch können Remote Viewer keine Namen, Adressen, etc. benennen – sie könnten Ihnen aber vielleicht sagen, dass in dem Raum, in der die gesuchte Person sich aufhält, ein rotes Sofa steht, dass das Haus zwei Stockwerke hat, weiss angestrichen ist und in einer Kleinstadt steht. Oder, dass die Stelle, an der man suchen sollte, inmitten eines Waldes direkt zwischen zwei Bäumen ist. Oder, dass das Fluchtauto eine rote Farbe hatte. Viewer können beschreiben, ob eine Person ihrer Wahrnehmung nach lebendig ist oder nicht; und Angaben zur physischen oder psychischen Verfassung machen. In manchen Fällen kann solch eine Information weiterhelfen, in anderen nicht.
Warum ein Viewer „Nein“ sagen kann
Der wohl augenfälligste Grund ist es, dass es für die beteiligten Viewer teilweise psychisch sehr belastend sein kann, solcherart Ereignisse „mitzuerleben“. Wir haben zwar einige Techniken, die es uns ermöglichen, emotional einigermaßen auf Distanz zu bleiben, aber die Wahrnehmung ist individuell auch sehr unterschiedlich. Manche Bilder bleiben einfach im Kopf, und so manch einer hat nach einigen Versuchen mit solchen Targets auch wieder aufgegeben, weil er es psychisch nicht auf Dauer verarbeiten konnte. Nicht jeder, der sich die RV-Techniken aneignet, ist für so eine Aufgabe geeignet – so wie auch nicht jeder Mensch es beispielsweise aushält, Leichen zu untersuchen oder in der Psychiatrie zu arbeiten.
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„Psychic Detective“ und Serienstar Pam Coronado
Ein weiterer Grund ist, dass die Behörden solche Daten, die von „Hellsehern“ stammen, oft ablehnen. Gerade in Deutschland ist das viel schwieriger als z.B. in den USA, wo die bekannte Remote Viewerin Pam Coronado sogar in Sendungen wie „Sensing Murder“ (Discovery Channel, 2006) und „The uneXplained“ (2012) zum Serienstar wurde. Oder Angela Thompson Smith, die mit ihrer Nevada Group erfolgreich half, Fälle zu lösen.
Die traurige Realität dieser Arbeit hierzulande sieht anders aus: Schon oft haben Teams viele Stunden und Tage ihrer Zeit investiert, nur um dann mitzuerleben, dass ihre Daten entweder unbeachtet blieben, oder dass die Behörden sie nicht als Grundlage akzeptiert haben, um weitere Handlungen zu veranlassen (z.B. Spürhunde einsetzen, Graben mit behördlicher Genehmigung, Wohnungsdurchsuchungen etc.) Das ist extrem frustrierend für alle Beteiligten. Schlimmer noch – es kam es sogar schon vor, dass es peinliche Untersuchungen gab, weil die Polizei sich nicht anders erklären konnte, woher denn ein Remote Viewer über „Täterwissen“ verfügte.
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Schlagzeile aus der „Las Vegas Sun“ (2012)
Unter den meisten Teams, die sich mit der Materie auseinandersetzen, werden deshalb von vornherein gewisse Grundsätze eingehalten und Grenzen gesteckt, z.B. dass die Polizei offiziell involviert sein muss und die Ermittler/Behörden vorab zustimmen, solche Daten einzuholen und auch zu verwerten. Da Remote-Viewing-Sessions aus offensichtlichen Gründen keine gültigen Beweisstücke sind, muss es immer einen Handlungsplan geben, wie man die Daten weiter verwerten will – und welche Daten genau einem überhaupt weiterhelfen würden. Die Ermittler können ihre eigenen bisherigen Indizien dadurch nicht bestätigen, sondern bestenfalls neue Hinweise erhalten, denen man nachgehen kann, um sie dann anderweitig zu verifizieren. Die dazu zur Verfügung stehenden Mittel sind je nach Lage eines Falles oft unterschiedlich.
Legal bleiben – und der Ethik-Kodex im Remote Viewing
Es gibt eine weitere Sache zu bedenken, die den meisten vielleicht nicht auf Anhieb in den Sinn kommt: Technisch gesehen könnte man mit RV ungefragt in der Privatsphäre von Personen „herumschnüffeln“, und wir sind uns sicher alle einig, dass so etwas nicht in Ordnung ist. Deshalb gibt es auch einen offiziellen Ethik-Kodex [1], den sich die Remote Viewer selbst gegeben haben, und der schliesst unter anderem auch ein, sich im Rahmen der Gesetze zu bewegen. („… The targeting of persons and the collection of personal information about them shall only be done for lawful purposes.“)
Oft suchen auch Angehörige oder Bekannte nach Vermissten – eine schwierige Situation. Denn obwohl einerseits verständlich ist, dass Familie oder Freunde sich (oft berechtigt) sorgen, kommt es doch andererseits auch vor, dass Menschen bewusst aus ihrem bisherigen Umfeld „untertauchen“ und nicht gefunden werden wollen. Weiterhin ist es (leider) schon vorgekommen, dass die Dienste von Remote Viewern und anderen Hellsehern mißbraucht wurden, beispielsweise von Stalkern, die eine fiktive Geschichte eines Vermisstenfalles als Tarnung benutzt haben, um Informationen über ihre Opfer auszuspähen. Der offensichtlichste Weg für uns also, um sicherzustellen dass alles legal und vertretbar ist was wir tun, ist das Involvieren der Behörden und z.B. das Vorhandensein einer offiziellen Fallnummer.
Nicht zuletzt ist es auch immer eine Kapazitätsfrage – solche Arbeiten werden üblicherweise pro bono durchgeführt, und es gibt fortlaufend dutzende, hunderte solcher Anfragen. Die Viewer arbeiten also in ihrer Freizeit für solche Projekte, und können nicht jeden Fall übernehmen – weil es einfach nicht genug von uns gibt.
[1] Eine genauere Definition davon, was Remote Viewing ist (oder nicht ist) finden Sie hier: www.centerlane-rv.org/rv-principles/rv-prinzipien-de
[2] Die Internationale Remote Viewing Association hat einen Kodex der Remote Viewer auf ihrer Webseite veröffentlicht, nachzulesen hier: www.irva.org/resources/ethics
Und was nun?
Wie können Sie als Hilfesuchender in so einem Fall vorgehen, wenn Sie die Unterstützung durch Remote Viewer suchen?
- Schreiben sie in einem kurzen Dokument (idealerweise nicht mehr als eine Seite) eine kurze Übersicht zu dem Fall, inklusive dem Stand bisheriger Ermittlungen.
- Für aktuelle und zeitsensitive Fälle ist definitiv zuerst und überhaupt die Polizei zuständig!
- Sind offizielle Behörden in Ihren Fall bereits involviert und einverstanden mit dem Einsatz von RV? Benennen Sie einen verantwortlichen Ermittler, der als Kontakt zur Verfügung steht ist und der vorab zugestimmt hat, RV-Daten zu verwerten.
- Kontaktieren Sie nie einzelne Viewer direkt (denn diese müssen beim RV ja „blind“ zur Aufgabenstellung bleiben), sondern wenden Sie sich an einen Projektmanager oder Leiter eines RV-Teams. Die meisten sind untereinander auch vernetzt, und können solche Anfragen an andere Teams weiterleiten, wenn sie selbst den Fall nicht übernehmen wollen/können. Auch hier hilft sehr das oben erwähnte Dokument.
- Setzen Sie Remote Viewer nicht unter Druck und respektieren Sie bitte, dass wir diese Arbeit freiwillig und ehrenamtlich machen.