Die Signallinie (engl. signal line) ist eine hypothetischer Kontakt zu den Signalen und Informationen, die von der Matrix ausgehen und ins Unterbewusstsein des Viewers einfließen, von wo sie durch den trainierten RV-Prozess, der zumindest zeitlich begrenzt die Wahrnehmungsschwelle absenken bzw. öffnen kann, in die bewusste Wahrnehmung den Viewers gelangen und aufgezeichnet werden können. Das Modell der Signallinie gehört zu den ursprünglichen Wortschöpfungen von Ingo Swann, dem Erfinder der Methode, der mit diesem Vokabular dem Remote Viewing seine bis heute kohärente Identität gegeben hat.

Signallinie oder Signalleitung?

Zu bedenken ist hier erneut das Übersetzungsproblem. Auch wenn von deutschen Remote Viewern meistens der Begriff „Signallinie“ als Übersetzung von „Signal line“ verwendet wird, wäre die bessere Übersetzung des englischen Begriffes „line“ eher „Leitung“ im Sinne eines Informationskanals. (vgl. to be on line = eingeschaltet/zugeschaltet sein, in der Leitung sein, am Netz sein, etc.) Damit erklärt sich das vielleicht größte Mißverständnis in der Zuordnung der Funktion der „Signalleitung“. (Entgegen weiterer mißverständlicher Interpretationen ist mit der Signallinie auch nicht das Ideogramm gemeint, auch wenn dies eine Linie auf dem Papier darstellt.)

Swann und später auch die militärischen Viewer gingen davon aus, dass die zum Target gehörenden Daten durch die Kontaktaufnahme des Viewers bis ins Unterbewusstsein gelangen und von dort aus für den Viewer verfügbar sind. Es wird während des Sessionverlaufs davon gesprochen, dass der Viewer „Kontakt zur Signal line“ aufnimmt und von dort aus in einem ständigen Wechsel von „detect/decode“ die Daten abruft und zu Papier bringt (bzw. entsprechend des Protokolls aufzeichnet). Dabei legt man je nach Protokoll diese Kontaktfläche symbolisch fest (z.B. Mittelspalte, Ideogramm-Kontakt) und definiert die Berührung des Stiftes mit dieser Zone als Kontaktaufnahme (detect), um danach die abgeholten Datenpakete aufzuschreiben (decode). Dieser Datenabruf aus dem Unterbewusstsein ist keine detailgetreue Wahrnehmung, sondern gleicht vom Gefühl her am ehesten einer Erinnerung. Der detect/decode-Wechsel ist somit eine ständige Umschaltung zwischen einem unbewussten und bewussten Prozess. Die meisten vom originalen CRV abgeleiteten Protokolle, so auch das hier im Glossar oft zitierte DIA CRV Manual von Paul H. Smith et al. aus 1986 (übersetzt von Gunther Rattay, 1997) bedienen sich dieses Modells.

David Morehouse findet in seinen Kursen einen sehr anschaulichen Vergleich: „Ich ermutige neue Viewer, sich die Signallinie als ein Glasfaserkabel vorzustellen (nur als eine bildliche Darstellung). Jeder Strang dieses massiven Kabels transportiert verschiedene Kanäle oder Kategorien von verbalen und visuellen Daten.“

Eine alternative Theorie des Zugangs zu den Targetinformationen wird in der deutschen RV-Szene durch RVA (Manfred Jelinski) vertreten. Hier geht man eher von einer Umschalt-Theorie  aus, die auch organisch/physikalisch im Gehirn nachverfolgbar ist. Günther Haffelders Experimente, die die unterschiedlichen Wellenlängen in den beiden Gehirnhälften während des Viewing-Vorganges deutlich visualisieren konnten, liefern hierzu die Basis. Der Zwischenschritt der Datenpeicherung im Unterbewusstsein entfällt in dieser Theorie, der Viewer wechselt zwar genauso zwischen bewussten/linkshemisphärischen und unbewussten/rechthemisphärischen Vorgängen, greift aber im unbewussten Status jedes Mal direkt auf die Matrixinformation zu. Einen interessanten Zugang zu einem funktionierenden Modell der Informationsübertragung bzw -wechselwirkung in der Matrix liefert weiterhin die physikalische Theorie Burkhard Heims mit ihren zwölf Dimensionen. Einen aufschlussreichen Vortrag hierzu hielt Dr. Markus Perk als Bildschirmvortrag bei der IRVA-Konferenz im Juli 2020.