„… and I was NOT doing magic for the CIA.“
Banned TEDTalk about Psychic Abilities | Russell Targ |
Dogmen und die Angst vor Veränderungen
Dogmen und die Angst vor Veränderungen
Das Format „TED Talk“ ist vor allem Menschen in den USA ein Begriff.
Wer an den Konferenzen teilnehmen möchte, muss sich um eine Einladung bewerben. Man kann also sagen: Wer als Sprecher eingeladen wird, darf das als besondere Ehre betrachten.
Russell Targ ist Physiker und Autor, ein Pionier in der Entwicklung des Lasers und von Laseranwendungen sowie Mitbegründer des Stanford Research Institute (SRI), das in den 1970er und 1980er Jahren übersinnliche Fähigkeiten untersuchte. SRI ist ein Forschungs- und Entwicklungs-Thinktank in Menlo Park, Kalifornien. Seine als Remote Viewing bezeichnete Arbeit auf dem Gebiet des Übersinnlichen wurde in Nature, The Proceedings of the Institute of Electronic and Electrical Engineers (IEEE) und den Proceedings of the American Association the Advancement of Science (AAAS) veröffentlicht. Targ hat einen Bachelor-Abschluss in Physik vom Queens College und machte seinen Abschluss in Physik an der Columbia University. Er erhielt zwei Auszeichnungen der National Aeronautics and Space- Administration für Erfindungen und Beiträge zu Lasern und Laserkommunikation. In den Jahren 1983 und 1984 nahm er Einladungen an, Remote-Viewing-Demonstrationen zu präsentieren und vor der Akademie der Wissenschaften der UdSSR über diese Forschung zu sprechen. Als leitender Wissenschaftler bei Lockheed Missiles and Space Company entwickelte Targ luftgestützte Lasersysteme zur Erkennung von Windböen und Luftturbulenzen. Nachdem er 1997 in den Ruhestand gegangen ist, schreibt er nun Bücher über übersinnliche Forschung und klärt weltweit über Remote Viewing auf.
Targ ist auch Autor bzw. Mitautor von neun Büchern, die sich mit der wissenschaftlichen Untersuchung übersinnlicher Fähigkeiten und buddhistischen Ansätzen zur Transformation des Bewusstseins befassen, darunter Mind Reach: Scientists Look at Psychic Ability (mit Harold E. Puthoff, 1977, 2005); Miracles of Mind: Exploring Nonlocal Consciousness and Spiritual Healing (mit Jane Katra, 1998); und Limitless Mind: A Guide to Remote Viewing and Transformation of Consciousness (2004). Er schrieb auch eine Autobiographie, Do You See What I See: Memoirs of a Blind Biker (Memoiren eines blinden Bikers), 2008. Sein aktuelles Buch ist The Reality of ESP: A Physicist’s Proof of Psychic Abilities.
Diese gesammelte Lebensleistung bescherte Russell Targ die Gelegenheit, für den TEDx-Talk zu sprechen. Sein Vortrag zum Thema „The Reality of ESP: A Physicist’s Proof of Psychic Abilities“ war zur Ausstrahlung bei TEDxWestHollywood vorgesehen.
Was aber dann passierte, war unerwartet: Die Ausstrahlung des aufgezeichneten TED-Talks wurde abgesagt.
TED entzog nur ein paar Wochen vor dem geplanten Termin am 14. April 2013 der gesamten Veranstaltung TEDxWestHollywood (Titel: „Brother, Can You Spare a Paradigm?“) die Lizenz. Begründung: Ideen, die sich „wissenschaftlich nicht durchgesetzt haben“. Für alle Beteiligten, die teilweise mehr als ein Jahr mit der Vorbereitung verbracht haben, war das ein bitterer Schlag.
In einer E-Mail an Suzanne Taylor, die Organisatorin von TEDxWestHollywood, schilderte ein Vertreter von TED die Einwände: „Wenn wir uns Ihre Rednerliste ansehen, sehen wir mehrere Leute, die – und das ist Tatsache – Theorien fördern, die weit außerhalb dessen liegen, was die meisten Wissenschaftler als glaubwürdig akzeptieren würden … Wir verbieten Redner, die die Sprache der Wissenschaft benutzen, um zu behaupten, dass sie die Wahrheit von Ideen bewiesen haben, die spekulativ sind und die keine signifikante wissenschaftliche Akzeptanz gefunden haben.“
Targs Vortrag ist damit nicht allein gemeint. Beispielsweise wurde ein Beitrag des Autors Graham Hancock mit dem Titel „The War on Consciousness“ (Der Krieg um das Bewusstsein) abgesagt, ebenso wie der des Wissenschaftlers Rupert Sheldrake mit dem Titel „The Science Delusion“ (Der Wissenschaftswahn). Bei Themen, die bisherige Forschungen oder Ansichtsweisen widersprechen, sieht man bei TED anscheinend eine Gefahr für die wissenschaftliche Welt. Hinzu kommt eine gute Portion Dogma. Wir kennen das schon aus der Geschichte und es scheint sich stetig zu wiederholen. Galileo oder Kopernikus beispielsweise stellten mit ihren Forschungen die Welt auf den Kopf. Es wurde verbittert dagegen angekämpft und mit allen Mitteln wurde versucht, das alte Weltbild aufrecht zu erhalten. Glücklicherweise gibt es keine Hexenverbrennungen mehr, dennoch ist das Prinzip, das dem dogmatischen Denken entspringt, gleich geblieben. Eine moderne „Hexenjagd“ gibt es nach wie vor.
„Well i think PSI research is important because its an essential part of reality that science hasn’t yet taken note of. Furthermore there’s a lot of misconception about it. People assuming without any proof that there’s no such thing. Its just a piece of dogma and science should not be about dogma.“
(Nun, ich denke, die PSI-Forschung ist wichtig, weil es ein wesentlicher Teil der Realität ist, den die Wissenschaft noch nicht zur Kenntnis genommen hat. Außerdem gibt es eine Menge Missverständnisse darüber. Die Leute nehmen ohne jeden Beweis an, dass es so etwas nicht gibt. Es ist nur ein Stück Dogma und Wissenschaft sollte sich nicht um Dogmen drehen.)
– Nobelpreisträger Brian Josepson, Entdecker des Quantentunneleffektes, Cambridge Universität
Was heute noch für unmöglich gehalten wird, kann morgen durch eine umfassendere Theorie der Physik Realität sein, aber dafür ist Mut gefragt. Mut, alte Denkweisen abzulegen, Irrtümer aufgeben und unter Umständen zugeben, dass man Jahrzehnte in die falsche Richtung geforscht hat. Die Welt unterliegt Veränderungen. Wir versuchen uns als denkende Wesen ein Bild der Realität zu schaffen und die Welt um uns herum zu erklären. Es ist Zeit, dass die Wissenschaften ihre Eitelkeiten und ihren Stolz ablegen, immer Recht haben zu wollen. Zwar ist menschlich nachvollziehbar, dass man sich ungern eingesteht, mehrere Jahrzehnte einen irreführenden Ansatz verfolgt zu haben, aber alles andere als zielführend.
Wenn es um Themen aus dem Bereich der Parapsychologie geht, wie z.B. ESP, wird oft heftig gegen die Glaubenssysteme vieler Menschen opponiert, trotz der Tatsache, dass Veröffentlichungen in der von Experten begutachteten wissenschaftlichen Literatur dieses Thema seit mehr als einem Jahrhundert untersucht haben, mit einigen faszinierenden Ergebnissen.
Russell Targ meldet sich zu Wort
„Bei der Absage der TEDx-Veranstaltung in West Hollywood wurde mir anscheinend vorgeworfen, ich würde den Deckmantel der Wissenschaft benutzen, um gruselige Behauptungen zu unterstützen (oder so ähnlich)“, sagte der Physiker Dr. Russell Targ in „The debate about Rupert Sheldrake’s talk“ auf TED Conversations.
„Die Leute auf [dem TED Conversations] Blog haben gefragt, worüber ich sprechen werde. Das ist leicht zu beantworten. Ich war Mitbegründer eines 23 Jahre dauernden Forschungsprogramms, das am Stanford Research Institute übersinnliche Fähigkeiten untersuchte. Wir führten Forschungen und Anwendungen für die CIA, die Defense Intelligence Agency, den Geheimdienst der Luftwaffe und der Armee, die NASA und andere durch. In diesem 25-Millionen-Dollar-Programm nutzten wir Remote Viewing, um einen abgeschossenen russischen Bomber in Nordafrika zu finden, wofür uns Präsident Carter lobte. Wir fanden einen gekidnappten US-General in Italien und das Entführungsauto, das Patricia Hearst entführte. Wir beobachteten die US-Geiseln im Iran und sagten die baldige Freilassung von Richard Queen voraus, der bald nach Deutschland geschickt wurde. Wir beschrieben eine russische Waffenfabrik in Sibirien, was zu einer Untersuchung des US-Kongresses über Schwächen in der US-Sicherheit führte, usw.“ Viele Beispiele kann Targ anbringen, aber das ist eben das Problem mit Dogma – die Kritiker weigern sich schon, auch nur genau hinzusehen.
„Wir veröffentlichten unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse in Nature, Proc. IEEE, Proc. AAAS, und Proc. American Institute of Physics. Ich dachte, ein TED-Publikum würde dieses kürzlich aus der Geheimhaltung ans Licht geholte Material interessant finden. Und in meiner Präsentation würde keine Physik zu Schaden kommen.“
Russell Targ blieb vorerst nichts weiter übrig, als die Aufzeichung seines Vortrages selbst zu veröffentlichen. Doch mit gutem Erfolg: Bis heute hat er beinahe 7 Millionen Aufrufe über 100.000 likes und über 14.000 Kommentare.
Pseudowissenschaft oder Unterdrückung von radikalen Ideen?
Nachdem nun das TED-Kommittee gegen einige Redner (Marianne Williamson, Russell Targ, Larry Dossey und Marilyn Schlitz) etwas einzuwenden hatte, entschlossen sich die Organisatoren von TEDxWestHollywood,mit der neu benannten „ExTEDWestHollywood“ weiter zu machen. Mit der Planung gehe es voran, hört man von Taylor. „Die Redner sind – wie durch ein Wunder – alle an Bord und voller Energie.“
„Die derzeitige Weltanschauung muss sich dahingehend ändern, dass wir zu einer mitfühlenden Menschheit werden und dass die Sorge füreinander, für die gesamte Spezies, das Wichtigste wird“, sagte Taylor. „Diese Frage, was ein legitimes Thema für TED ist und was nicht, könnte der Anfang eines größeren Dialogs sein, um die Kultur von einer so engen, alten, Newtonschen Ursache-Wirkung-Perspektive zu befreien.“
Veröffentlichungen von Russell Targ
- Targ, R.; Puthoff, H. (September 1977). „State of the art in remote viewing studies at SRI International“. Proc. IEEE International Conference on Cybernetics and Society, Session on Psychoenergetics Research, Washington, D.C.
- Targ, R.; Puthoff, H.; Tart, C. (March 1980). „Information transmission in remote viewing experiments“. Nature . 284: 191.
- Targ, R.; Puthoff, H.E. (March 1979). „Experimental psi research: Implications for physics“. Proc. 14th National Meeting of the AAAS, Houston, Texas.
- Targ, R.; Puthoff, H.E. (April 1977). „Possible EEG correlates to remote stimuli under conditions of electrical shielding“. Proc. IEEE ELECTRO 77, Special Session of the State of the Art in Psychic Research, New York, N.Y.
- Targ, R.; Targ, E. (March 1986). „A study of the accuracy of paranormal perception as a function of target probability“. Jour. Parapsychology. 50.
- Targ, R.; Tart, C.T. (September 1985). „Pure clairvoyance and the necessity of feedback“. Jour. A.S.P.R.
- Targ, R.; Targ, E. (September/December, 1984). „Moscow – San Francisco Remote Viewing Experiment“. Psi Research. 3 (3/4).
- Targ, R.; Katra, J. (1995). „Viewing the future: A pilot study with an error detecting protocol“. Journal of Scientific Exploration. 9: 367–80.
- Targ, R. (1996). „Remote viewing at Stanford Research Institute in the 1970s: A memoir“. Journal of Scientific Exploration. 10: 77–88.
- Targ, R. (September 1994). „Remote viewing replication: Evaluated with concept analysis“. Journal of Parapsychology