Gold Standard – CRV-Training bei RVIS

Dies ist ein Bericht über unsere Erfahrungen mit der Ausbildung bei Paul H. Smith. Diese Reise begann als Abenteuer und blieb es auch bis zum Schluss. Zwei Viewer, welche ihre insgesamt vierte verschiedenen Remote-Viewing-Ausbildung anfangen – und noch einmal ganz von vorn. Es war erlebnisreich, aufschlussreich, spannend – und sehr hart. Wir hatten hohe Erwartungen und wurden trotzdem mehr als einmal überrascht. Jetzt, Tage nach der Rückkehr, sitzen wir noch immer da mit Grinsen im Gesicht. DAS ist Remote Viewing!

Aber der Reihe nach, und mit etwas Vorgeschichte…

Es ist bereits eine Weile her, dass wir Paul H. Smith um einen mehrteiligen Online-Kurs zu den Themen Tasking und Monitoring baten. Damals waren wir schon eine Weile als Remote Viewer und auch in der Formation PSI unit aktiv, haben Projekte durchgeführt usw. Nachdem wir uns viel und ausführlich mit der Geschichte und der Genese der Protokolle beschäftigt hatten, führte der Weg irgendwann schon aus rein logischen Gründen zu Paul, da er der einzige ist, der heutzutage noch das originale, unverfälschte „Ingo-CRV“ lehrt. Unsere ersten Erfahrungen mit ihm als Lehrer haben uns bereits sehr begeistert – auch wenn unser Online-Monitoring-Kurs aus heutiger Sicht nur eine begrenzte und „entschärfte“ Vorschau auf sein eigentliches Curriculum sein konnte.

Zum Lehren braucht man nicht nur eigenes Verständnis der Materie, sondern auch ein didaktisches Talent und ein Fundament in der Lerntheorie, sonst bleibt vieles, was man an Detail- und Hintergrundwissen gern vermitteln würde, zwischen Sender und Empfänger auf der Strecke.

Warum war es überhaupt nötig, noch ein Protokoll zu lernen? Nun, je mehr man sich mit der Entwicklung der Protokollvarianten beschäftigt, umso mehr wird klar, wie viele  Änderungen und Entwicklungen in den letzten 35 Jahren seit der Niederschrift des ersten Manuals geschehen sind. Einige dieser Änderungen resultierten aus dem Wunsch, das Verfahren effizienter für bestimmte Fragestellungen und Arbeitsweisen anzupassen, manches leider auch aus dem – vielleicht vorschnellen – Weitergeben des Protokolls durch Viewer, die zu Lehrern wurden. Den daraus resultierenden Stille-Post-Effekt findet man heutzutage dann in einigen Methoden wieder, die heutzutage gelehrt werden.

Theo viewing

Zum Glück scheint Remote Viewing – besser vielleicht „Fernwahrnehmung“ – ein sehr robuster Effekt zu sein, der sich nicht so schnell stören lässt. Es gibt aber etliche Errungenschaften und Eigenheiten des Protokolls, die weit über die Darstellung der reinen PSI-Fähigkeiten des Menschen hinaus gehen. Unser ursprünglicher Wunsch war, möglichst viele der einzelnen Protokollvarianten zu lernen, um aus eigenem Wissen, nicht nur aufgrund theoretischer Kenntnisse, über die Unterschiede diskutieren zu können und einem Begreifen der Funktionalität des Protokolls ein Stück näher zu kommen. Was wir nicht erwartet haben war, dass man die Schritte der „Evolution“ innerhalb der Protokolle direkt spüren kann. Interessanterweise aber sozusagen in umgekehrter Richtung. Es mag eine subjektive Einschätzung sein, da wir auch mit den von uns vorher gelernten Protokollvarianten jeweils immer einen Schritt zurück Richtung Basis gegangen sind – vom aktuellen deutschen TRV-Derivat über das Original-TRV in der 1996er Version, zum Morehouse-CRV und jetzt letztlich zum Ingo-CRV.

Jana viewing

Dass man sich als Viewer mit den einzelnen Protokollen wirklich ganz unterschiedlich fühlt, haben wir schon recht früh bemerkt und immer wieder gegengeprüft. Nein, es hat anscheinend tatsächlich nichts mit dem Grad der persönlichen Erfahrung zu tun, sondern mit den Protokollen selbst.

Jetzt also sind wir an der Basis angekommen, und aus dem oben Gesagten erschliesst sich, warum es selbstverständlich nötig ist, alles noch einmal von vorn zu erarbeiten. Auch wenn wir in den anderen Protokollen schon länger bis Stufe 6 viewen, war es wichtig, die Basics noch einmal von Grund auf zu erarbeiten und mit den bisher gespeicherten Informationen zu vergleichen. Wie sich zeigte – wichtig, nötig und in vielen Bereichen erhellend. Ganz besonders spannend ist, dass gerade jene Teile des Protokolls, die von außen betrachtet manchem etwas schwerfällig oder umständlich erscheinen, dies überhaupt nicht sind. Viel mehr als alle Varianten vorher ist dieses Protokoll an den natürlichen Fluß der Wahrnehmung angelehnt und frei von Konstruktionen oder Reglements, die die linkshemisphärischen Prozesse in Konkurrenz zu der unterbewussten Wahrnehmung bringen.

Hier in Deutschland begegnet man ständig Aussagen wie „was wir heute verstehen, haben die damals noch nicht gewusst“, „das militärische Protokoll von damals ist rückständig“, „das war doch von Ingo nur ein erster Entwurf, der noch weiterentwickelt werden muss“ oder „damals brauchte man Wochen/Monate, um es zu lernen und heute geht das an einem Wochenende“. Und sehr wahrscheinlich ist diese Haltung der späteren Generationen kein rein deutsches Phänomen, zumindest lassen einige Aussagen aus anderen Ländern ähnliches vermuten. Interessanterweise haben die Leute, die so etwas kolportieren, meist auch kein Interesse an einem Blick über den Tellerrand. Aus unserer heutigen Position und mit dem jetzigen Wissen betrachtet ist das traurig, aber auch wiederum irgendwie folgerichtig im Sinne der Entwicklung.

Abenteuer

Unsere Reise nach Cedar City, Utah, begann sehr abenteuerlich, weil durch Corona die Einreisebedingungen in die USA lange schlecht bis unklar waren. Wir hatten mit Paul einen Termin Ende September vereinbart, und auch schon den Flug gebucht, aber die Einreisebeschränkungen in die US blieben entgegen unserer Erwartungen über die Monate bestehen. Was macht ein Remote Viewer? Richtig, er macht eine Session. Wir haben die beiden besten Viewer aus unserem Team mit einem Tasking auf die Frage geschickt, die direkte Umgebung von jeweils einem von uns am 25.09.2021 um 18:00 Uhr CET zu beschreiben. Drei unabhängige Sessions beschrieben dreimal eindeutig: ein Flugzeug. Man kann sich vorstellen, dass nicht nur die Viewer, sondern auch wir zu zweifeln begannen, als alle Zeichen weiterhin dagegen sprachen, alle Versuche, einen Termin für ein Visa-Interview zu bekommen, im Sande verliefen und wir schliesslich, um das Geld nicht zu verlieren, den Flug schweren Herzens auf den März umbuchten. Wir hatten schon spannende Theorien und Pläne zur Untersuchung des möglichen Taskingfehlers in einer Versuchsreihe, als plötzlich – aus heiterem Himmel – eine e-Mail mit einer sogenannten „NIE“ (National Interest Exception) im Postfach erschien. Also in Windeseile Flug noch einmal umbuchen, Hotel und Mietwagen organisieren und so weiter. Die Viewer waren erleichtert. Wir waren völlig durch den Wind. Erst im Flugzeug waren wir uns dann sicher: ja, wir fliegen wirklich!

Spaßig wurde es noch einmal an der Visakontrolle der USA. Beinahe hätten wir unseren Anschlußflug in Seattle nicht erreicht, weil wir mit dem Grenzer so lange darüber sprechen mussten, was uns wirklich in die Staaten führt. Eine Geschäftsreise unter NIE fand er schon komisch, liess es aber gelten. Aber was genau macht ihr da? Remote Viewing training? Wollt ihr mir einen Bären aufbinden? Unser selbstgedruckter Institutsausweis konnte das erste Eis brechen. Immerhin, der Mann kannte den Film „Männer, die auf Ziegen starren“. Und jetzt kennt er auch Pauls Webseite. Wir haben ihn leicht ungläubig und kopfschüttelnd hinter uns gelassen, als wir anschliessend quer durch das Terminal sprinten mussten. Würde uns nicht wundern, wenn er irgendwann als Trainee bei Paul erscheint.

Training

Das erste, was den ehemaligen Schülern von Paul zu dem Training einfällt ist: „Es ist hart“. Und direkt danach „Das war es wert.“ Ohne zu viel zu spoilern (denn das Lernkonzept erfordert auch, dass man einige Dinge nicht mit Vorbereitung macht) lässt sich sagen, dass das Konzept der schriftlichen Ausarbeitungen und Hausaufgaben herausfordernd, aber wichtig ist. Warum, das lernt man gleich in Teil 1 unter dem Thema „Objektifikation“. Danach ist es zwar immer noch hart, aber wenigstens weiss man, warum man jede Nacht über dem Papier in Sekundenschlaf fällt. Ein Beispiel: Allein das Auseinandernehmen der I/A/B-Sequenz und der interaktiven Verbindung der Elemente zueinander dauert einen kompletten Tag – und ist beeindruckend.

Zu Paul als Lehrer fallen einem nur superlative Begriffe ein. Wir haben ja nach den Online-Kursen schon geschwärmt, aber diese Woche war wirklich absolut überzeugend in jeder Hinsicht. Nicht nur, dass Struktur und Aufbau des Kurses absolut durchdacht waren, Paul hat auch eine Art zu reden und vorzutragen, bei der man einfach folgen kann und viele Zusammenhänge begreift. Viele Fakten haben wir im Laufe unserer Viewer- und Recherchekarriere schon mehrfach gehört, aber trotzdem hat er es geschafft, alles in einen Gesamtzusammenhang zu setzen und übergeordnete Strukturen für ein Verständnis herauszuarbeiten, die uns vorher nicht so klar erschienen wie jetzt. Nicht unbedingt das WAS, sondern das WIE und das WARUM machen den entscheidenden Unterschied. Dazu kommt noch die wirklich sonnige und authentische Persönlichkeit von Paul, für die man ihn einfach mögen muss.

Für die mangelnde Gelegenheit, sich die Umgebung anzuschauen, entschädigen die spannenden Gespräche beim Mittag und die Field-Trips. Kleiner Tipp: Ob das Hotel einen Pool hat oder nicht, ist für so eine Woche völlig unrelevant … Übrigens ist die Woche nicht nur für die Schüler hart, sondern für den/die Lehrer ebenso. Und die haben wesentlich besser auf den Beinen gestanden als wir!

Paul hat sich Unterstützung geholt, unter anderem um das Monitoring jeweils für zwei Sessions gleichzeitig abbilden zu können. Wen besseres hätten wir uns dafür wünschen können als ausgerechnet Bill Ray: Er ist nicht nur der ehemalige Kommandant der Ft.-Meade-Einheit, sondern der wahrscheinlich erfahrenste Monitor überhaupt (nach Skip Atwater) – und hat einen großartigen Humor. Bill und Paul zusammen zu erleben war manchmal fast wie der Besuch in einer Comedy-Show. Wir erinnern uns noch, dass wir ihn vor Monaten gesehen haben mit der Aufzeichnung seines IRVA-Talks über das Thema Monitoring. Damals noch ein ferner Traum, und plötzlich Realität. Dann sitzt Bill auf dem Rücksitz des Autos während der drei Stunden Fahrt von Las Vegas nach Cedar City und lässt sich von uns Löcher in den Bauch fragen. In puncto Energie, Geradlinigkeit und Humor ist und bleibt Bill ein großes Vorbild. Sein wichtigster Satz für uns: „Life is good.“

Ein hilfreicher Nebenaspekt ist übrigens die Tatsache, dass sowohl Paul als auch Bill ziemlich gute Deutschkenntnisse haben. Natürlich fand der Unterricht mündlich und schriftlich in englisch statt, und auch die Sessions wurden englisch geviewed. Aber wenn doch mal ein Wort oder eine Beschreibung fehlte, konnten wir uns schnell helfen und übersetzen. So eine subtiles sprachkompetentes Backup ist schon sehr erleichternd.

Ausblick

Laut Aussage von Paul ist in seinen Kursen die Quote derjenigen, die an den Aufbaukursen teilnehmen, sehr ähnlich zu den Aussagen anderer Lehrer in diesem Feld. Etwa zehn Prozent der Teilnehmer, die mit einem Remote-Viewing-Basis-Kurs anfangen, kommen für die Aufbaukurse wieder. Vielen reicht die persönliche Erfahrung der eigenen PSI-Fähigkeiten, und sie halten es nicht für nötig, über die Grundausbildung hinauszugehen. Wenn die erste Begeisterung erschöpft ist, bleibt vor allem harte Arbeit und … üben, üben, üben. Darin unterscheidet sich Remote Viewing im Grunde nicht von jeder anderen Fertigkeit, die man erlernen kann – wer es zu einer gewissen Meisterschaft bringen will, braucht Motivation, Disziplin und hat einen langen Weg vor sich.

Wie eingangs erwähnt hatten wir uns vorgenommen, verschiedene Protokolle zu lernen, um mit Kenntnis und Verständnis darüber zu entscheiden, auf welche Art wir als Viewer arbeiten wollen. Alle Pfade haben uns automatisch zu diesem Punkt geleitet, und wir sind uns einig, dass das „Ingo-CRV“, das originale Controlled Remote Viewing Protokoll, unsere finale Heimat sein wird. Eine Frage in Pauls abschließendem Interview war, ob man sich wünschen würde, etwas anders gemacht zu haben auf seiner persönlichen Remote-Viewing-Reise. Nein, das trotzdem nicht. Die Erfahrung der anderen Protokolle und Ansätze hat uns bereichert und maßgeblich zu unserem jetzigen Verständnis der Materie beigetragen.

Nicht nur wir haben anscheinend bei dieser Woche Feuer gefangen, auch Paul hat seine anfänglichen Bedenken bezüglich der Sprachbarriere verworfen. Er hat zugesagt, uns wahrscheinlich in einigen Monaten in Deutschland zu besuchen und dort einen Basic-Kurs nach bewährter Methode zu halten. Für maximal 4 Teilnehmer wäre Platz, mehr werden aus Gründen der Qualität nie gleichzeitig in einem Kurs von ihm ausgebildet. Wir haben, ganz ohne überhaupt darüber zu sprechen, schon zwei Vormerkungen erhalten, was bedeutet, zwei Plätze wären noch frei. Den genauen Zeitpunkt für die Woche (eine Kurswoche geht von Montag bis Samstag) wird dann in gemeinsamer Abstimmung mit allen Beteiligten festgelegt. Die Kosten setzen sich zusammen aus seinen regulären Kursgebühren (www.rviewer.com) und den Kosten für Anreise und Unterkunft, die auf alle Teilnehmer umgelegt werden. Insgesamt also deutlich günstiger als eine Reise nach Utah – allerdings können wir nicht so spektakuläre Berge bieten. Wer sich noch bewerben möchte, kann uns gern eine kurze Nachricht schreiben.